Die Entwicklung von Kindern läuft schubweise ab: Die einen können schon toll klettern, während andere in der Feinmotorik erstaunlich weit sind. Wieder andere können früh laufen, sind mit dem Sprechen und Formulieren allerdings recht spät dran. Normalerweise gleichen sich diese Niveaus nach und nach an, so dass man sich keine Sorgen machen sollte.
Wer bei seinem Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen jedoch immer wieder sprachliche Auffälligkeiten wahrnimmt, sollte sich an seinen Kinderarzt und anschließend an uns wenden: Dann können wir mögliche Sprachentwicklungsstörungen frühzeitig aufdecken und gemeinsam mit Ihnen die weitere Entwicklung Ihres Kindes fördern.
Sprachentwicklungsstörungen
Aussprache - Wortschatz - Grammatik - Sprachverständnis
Von gestörter Sprachentwicklung sprechen wir, wenn es zu zeitlichen oder abweichenden Entwicklungsverläufen in mehreren sprachlichen Bereichen kommt.
Störungen bei der Sprachentwicklung können unterschiedlicher Art sein. Handelt es sich um Störungen beim Erwerb der Laute, kann sich dies in der Anzahl der Laute und ihrer Kombination zu Wörtern auswirken: Wenn das Kind zum Beispiel den Laut „g“ noch nicht erlernt hat und ihn immer durch „d“ ersetzt, äußert sich dies darin, dass es anstelle von "Giraffe" "Diraffe" sagt. Hierbei sprechen wir von einer Störung der Aussprache.
Eine weitere Störung der Sprachentwicklung kann beim Aufbau des Wortschatzes auftreten, was sowohl den Wortschatzumfang als auch die Merkmale der einzelnen Wörter betrifft: Ist der Umfang eingeschränkt, fehlen dem Kind die zur Kommunikation notwendigen Wörter. Es benennt Dinge, Tätigkeiten oder Erlebtes dann nicht genau, sondern spricht oft vom „Dings“ und einem allgemeinen „machen“ oder „tun“. Kinder mit einer solchen lexikalischen Störung haben auch oft das Problem, Wörter in einen Zusammenhang zu bringen – beispielsweise Äpfel und Birnen dem Begriff „Obst“ zuzuordnen.
Störungen der Grammatik gehören ebenfalls in diese Kategorie und betreffen Wörter und Sätze, indem beispielsweise an Wörtern Endungen fehlen oder nicht korrekt sind. Kinder mit einer solchen morphologisch-syntaktischen Störung lassen zum Beispiel auch Vorsilben weg und sagen „Ich habe essen.“ – statt „Ich habe gegessen“. Falsche Verbenformen werden ebenfalls häufig eingesetzt, indem sie nicht „wir singen“ sagen, sondern vielleicht „wir singst“ oder „wir singt“. Diese falsche Sprachanwendung kann sich auch in einer falschen Satzbildung zeigen, weil keine korrekten Sätze geformt werden: Das Kind lässt Wörter aus oder stellt sie um und sagt dann zum Beispiel „Papa neues Auto hat“.
Eine Störung des Sprachverständnisses betrifft die Fähigkeit des Kindes, Aufträge oder Anweisungen adäquat zu verstehen und umzusetzen. Diese Störung der Sprache führt oftmals zu Spannungen zwischen Kind und Umfeld, da häufig davon ausgegangen wird, dass das Kind alles versteht und nur keine Lust hat, die Anweisungen auszuführen.
Myofunktionelle Störungen
offene Mundhaltung - Lispeln - falsches Schluckmuster
Wenn im Bereich von Mund, Zunge und Kiefermuskulatur Fehlfunktionen vorliegen, spricht man von myofunktionellen Störungen. Auch ein unvollständiger Lippenschluss beim Atmen kann ein Zeichen für eine myofunktionelle Störung sein.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Durch Flaschenernährung können Kinder ein falsches Schluckmuster erlernt haben, das sich durch (zu) langes Schnuller- oder Daumenlutschen noch verstärkt hat. Vielleicht atmen sie auch häufig durch den Mund, was sich ebenfalls negativ auf die Aktivität der Zunge auswirken kann. Hierfür kann es auch organische Gründe geben, beispielsweise eine übergroße Rachenmandel (Polypen) oder eine insgesamt eher schlaffe Muskelspannung im gesamten Körper. Eine weitere Ursache für eine inaktive Zunge kann auch eine nicht altersgerechte Nahrung sein, die die Kaumuskulatur wegen ihrer breiigen Konsistenz verkümmern lässt.
In meiner Praxis bieten wir eine sehr effiziente Therapie zur Behandlung der Myofunktionellen Störung, die Neurofunktions!therapie NF!T® an. Weiter Infos zu dieser Therapiemethode finden Sie unter http://nft-rogge.de
Aussprachestörungen
„Is habe eine düne Sippe im Tinderdarten!“
Kinder erweben die Laute der Muttersprache in einer geregelten und zeitlichen Abfolge. Eine Abweichung von diesem normalen Lauterwerb bezeichnet man als Aussprachestörung.
Hat ein Kind bestimmte Laute oder Lautverbindungen noch nicht erworben, so kommt es zu regelhaften Ersetzungen dieser Laute. Diese Ersetzungen oder auch Auslassungen von Lauten bezeichnet man als phonologische Prozesse.
Es gibt verschiedene Formen von Aussprachestörungen:
Artikulationsstörung:
Von einer Artikulationsstörung oder phonetischen Störung spricht man, wenn ein Kind einen Ziellaut realisiert, ihn aber nicht korrekt bildet. Dies ist zum Beispiel beim „Lispeln“ der Fall. Das /s/ ist als Laut klar erkennbar, jedoch bildet die Zunge den Laut an der falschen Position.
Phonologische Verzögerung
Das Kind zeigt Ausspracheprozesse, die zeitlich vom normalen Lauterwerb abweichen. Es ersetzt Laute oder lässt Laute aus, wie es zu einem früheren Zeitpunkt in der Sprachentwicklung normal ist.
(„Is tomme bald in die Sule“ = „Ich komme bald in die Schule“)
Phonologische Störung
Das Kind zeigt Ausspracheprozesse, die in der normalen Sprachentwicklung nicht vorkommen. Beispielsweise werden alle Anfangsbuchstaben durch h ersetzt (hogel, hind, hule, honne: Vogel, Wind, Schule, Sonne), oder alle Fließlaute "s w f sch ch z" werden ersetzt. Dieser Störung macht die Aussprache des Kindes für den Zuhörer häufig sehr unverständlich.
Stimmstörungen
Heisere Stimme - Schreiknötchen - rauer Stimmklang
Stimmstörungen bei Kindern können sich auf vielfältige Weise bemerkbar machen: Länger anhaltende Heiserkeit – ohne einen akuten Infekt – kann eines dieser Anzeichen sein ebenso wie eine wenig belastbare Stimme, die manchmal auch ganz wegbleibt. Sie kann rau, gepresst oder auch kraftlos klingen und zum Teil schwer verständlich sein.
Als Ursachen kommen sowohl organische als auch funktionelle Störungen in Frage. In den organischen Bereich fallen zum Beispiel Fehlbildungen des Kehlkopfs oder die als Schreiknötchen bekannten Veränderungen der Stimmbänder. Währenddessen zeigen funktionelle Stimmstörungen noch keine organischen Veränderungen, sondern bedeuten Unregelmäßigkeiten im Verhalten der Stimmlippen: Eine Veränderung im Stimmklang und in der Stimmleistung können mögliche Folgen sein.
"Late Talker" - Spätsprecher
Therapie bei ′Late Talkern′ - geht das?
In der Sprachentwicklung von Kindern gibt es „Meilensteine“ die festlegen, wann ein Kind welche Entwicklungsschritte vollzogen haben sollte, um nächste Entwicklungsschritte erreichen zu können. In der frühen Sprachentwicklung handelt es sich um den ersten Meilenstein mit 24 Monaten. Zu diesem Zeitpunkt sollte ein Kind einen Wortschatz von mindestens 50 Wörtern haben und den Beginn von Wortkombinationen zeigen („Mama Milch“, „Papa da“).
Sind diese Parameter vom Kind nicht erreicht, so spricht man von einem „Late Talker“ – Spätsprecher.
Das Kind zeigt zu diesem Zeitpunkt eine verzögerte Sprachentwicklung. Um das Kind dabei zu unterstützen, diese Verzögerung zu überwinden und das Wortlernen zu lernen, gibt es mittlerweile effektive Therapien gezielt zur Förderung der Sprachentwicklung im Late Talker Stadium.
In meiner Praxis sind wir zur Durchführung dieser Therapien vom Logopädischen Forschungsinstitut Rostock zertifiziert worden, da wir mittels spezieller Fortbildungen und Prüfungen unsere Qualifikation in diesem Bereich nachweisen konnten.
Die Late Talker Therapie wurde am Logopädischen Forschungsinstitut Rostock, federführend vertreten durch Frau Prof. Julia Siegmüller, entwickelt. In vergleichenden Untersuchungen konnte die Effektivität dieser Therapie eindeutig nachgewiesen werden.
Stottern
„Iiiiich möchte auch gerne a-a-a-eine Tasse Milch hahahahaben“
Im Ablauf einer ganz normalen und gesunden Sprachentwicklung gibt es Phasen, in denen sich sogenannte Sprechunflüssigkeiten zeigen, die sich aber häufig von selbst wieder zurückbilden. Als Eltern sollten Sie darum nicht gleich in Sorge sein, sondern zunächst lieber gelassen und nachsichtig auf Ihr stotterndes Kind reagieren.
Verfestigt sich das stotternde Sprechen Ihres Kindes jedoch, gibt es verschiedene therapeutische Maßnahmen, die verhindern, dass aus dem anfänglichen Stottern ein dauerhafter Zustand wird. Das Kind erlernt einen angstfreien Umgang mit dem Stottern und verschiedene Techniken, um das Stottern kontrollieren und überwinden zu können.
In unserer Praxis arbeiten wir nach dem Konzept KIDS ("Kinder dürfen stottern") von Patricia Sandrieser und Peter Schneider.
Die Therapie gibt es als Mini-KIDS für Kinder von 2-6 Jahren und als Schul-KIDS für Schulkinder bis 12 Jahre.
Bei KIDS handelt es sich um einen direkten Therapieansatz, welcher am Stottersymptom ansetzt.
Ziel ist ein unbeschwerter und angstfreier Umgang des Kindes und der Eltern mit dem Stottern und eine Rückführung der Stottersymptome auf ein lockeres anstrengungsfreies Stottern. Dies stellt die optimale Bedingung für eine Überwindung des Stotterns dar.
In der Therapie ist die Einbeziehung der Eltern ein ganz wichtiger Bestandteil. Wenn möglich sind die Eltern in der Therapiesitzung anwesend und es wird parallel zur Therapie des Kindes mit einer Elterngruppe gearbeitet.
Weitere Informationen zum Thema Stottern erhalten Sie auf Anfrage bei uns oder bei der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe e.V. www.bvss.de.